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11.7.2003
live in der Moritzbastei ,Leipzig



Wenn sich schon mal Größen wie Desmond Decker nach Leipzig verirren, um dort aufzuspielen, ist das ansich immer ein guter Grund, um sich an einem solchen Abend auf die Socken in Richtung MB zu begeben. So fand sich denn auch ne Menge Volk aller Altersklassen und coleur vor und auf dem Dach des Schuppens ein, um dem King Of SKA zu lauschen, wobei sich die anwesenden Hippies erfreulicher Weise während des gesamten Auftritts immer schön im Hintergrund hielten, so daß der Platz vor der Bühne, wie es sich gehört, für die doch wieder einmal etwas zahlreicher erschienenen Skinheads reserviert blieb, um ordentlich das Tanzbein zu schwingen.
Würde man jetzt aber behaupten, der Abend wäre entsprechend genial gewesen, so würde das den Tatsachen alles andere als gerecht. Schon der Eintrittspreis war mit 13,-Euro für lediglich eine Band, gemessen an den sonstigen Preisen bei SKA-Konzerten in Leipzig nicht gerade billig zu nennen, was einige Leute dann wohl auch dazu bewog, die Kohle für kühle Getränke zu sparen und sich den Gig vom Vorplatz aus anzuhören. Hinzu kam, daß man sich den ansonsten schon nach SKA-Konzerten üblichen Nighter - der gehört einfach dazu!- in der MB ge- bzw wohl eher erspart hatte, was dazu führte, daß der Abend mit dem Ende des Gigs mehr oder weniger apruppt endete und die Leute einfach nach Hause gingen oder allenfalls noch auf ein bis zehn Bierchen auf dem Freisitz der MB abhingen. Was den Auftritt des King of SKA selbst betrifft, nun ja, vielleicht erwartet man bei Leuten wie Desmond Decker immer etwas zu viel, aber so richtig wurde der Mann seinem Titel zumindest an diesem Abend nicht mehr gerecht.
Gut, es fehlte keiner der alten Kracher, wie The Isaraelites, Problems, Rude Boy Train oder You can get it if you really want, aber mit ca. einer Stunde Spielzeit war das Konzert doch recht kurz und vergleicht man den Gig mit dem, was andere Größen des SKA, wie Laurel Aitken, den SKATALITES, Derrick Morgan oder Rico Rodrigues bei ihren Konzerten so auf die Beine stellen, so kam bei Desmond Decker einfach keine richtige Stimmung rüber.
Zwar ging der Großteil der Anwesenden gut mit und auch mir zuckte bei dem einen oder anderen Stück des Königs das Tanzbein, aber insgesamt wirkte die Stimmung im Publikum den ganzen Abend über doch etwas sehr aufgesetzt. Hinzu kam, daß sich Desmond Decker auch einfach ganz schön feiern ließ, was nach einiger Zeit ebenfalls etwas störend wirkte. Vielleicht hätte Dr. Ring Ding, der sich im Publikum befand und von der Band und den übrigen Anwesenden freudig begrüßt wurde, stimmungsmäßig was rausreißen können, wäre er mit seiner Posaune auf die Bühne gesprungen. Aber der Doktor war offensichtlich nicht zu einem Hausbesuch gekommen.
So blieb die Stimmung auch für den Rest des Auftritts leider relativ mau, weshalb man nicht nicht wirklich etwas verpaßt hat, wenn man statt des Konzertbesuches die Zeit lieber dafür genutzt hat, um mit seiner Freundin vor dem Fernseher abzuhängen.